Gewaltpräventions-Workshop
für SchülerInnen ab 15 Jahre
Dauer ca 90 Min

Berichte über Gewalt

Die Agentur „Mensch – aber wie?“ hat Menschen gecastet und unter Vertrag genommen, die in verschiedener Art und Weise mit Gewalt in Berührung gekommen sind.

Zum Teil handelt es sich dabei um Personen, die auf Grund einer Straftat vom Jugendamt dazu verpflichtet werden, für eine Zeit im Rahmen dieser Kampagne mitzuwirken. Ein anderer Teil besteht aus Personen, die bereitwillig ihre Geschichten einer Öffentlichkeit zukommen lassen wollen.

Menschen berichten über ihre Gewalterfahrungen. Opfer und Täter. Sie haben den Mut, in der Öffentlichkeit nicht nur ihre Geschichte zu erzählen, sondern auch ihre Gefühle, Motive, Ängste. Eine bewegende Veranstaltung für Jugendliche und LehrerInnen. Kontrovers, provokant, wahr.

Die Berichte

Der Moderator stellt fünf Personen vor, erkundet ihre Haltungen zur Gewalt und lädt sie ein, ihre bewegenden und provokanten Geschichten zu erzählen.

Marc Lützek, arbeitslos

Straffällig geworden, muss er teilnehmen. Er mischte einen asiatischen Laden auf, verletzte Inhaber und Angestellte. Seine Mutter verlor dort ihren Job, als die Besitzer wechselten.

Harald Baumann, Lehrer

Die Situation an der Schule desillusionierte ihn nicht nur, sondern trieb ihn soweit, dass er einen Schüler zusammenschlug. Seine Angst schluckte er zu lange runter. Jetzt berichtet er.

Richard Solomon, Musiker

Ein Freund wurde von Rechtsextremen zum Krüppel geprügelt. Ihm wird das nicht passieren, er wird vor den anderen zuschlagen.

Nicole Krings, Schülerin

Eine Mitschülerin sprang aus dem Fenster. Grund: Coole Sprüche, Mobbing in der Schule und Cybermobbing trieben sie in den Selbstmord. Ihr Abschiedsbrief beschuldigt.

Kathrin Wollschläger, Köchin
Sie wurde Zeugin einer Vergewaltigung und ging mutig dazwischen. Nun ist ihr Gesicht entstellt.

Der weitere Ablauf

Die Gesprächskreise

Nach ihren Berichten verteilen sich die Personen im Raum und stehen für direkte Gespräche bereit. In kleinen Gruppen haben die Jugendlichen 10 Minuten Zeit zur Auseinandersetzung. Ihre Zustimmung, Meinungen, Wut, Mitgefühl, Antipathie und eigenen Erfahrungen treiben sie ins Gespräch. Es wird intensiv diskutiert, provoziert, es kann laut werden und Tränen können fließen.

Die Bewertung der Jugendlichen

Nach Ablauf der 10 Minuten sind die Jugendlichen aufgefordert, gemeinsam eine Person anhand eines Fragebogens zu bewerten. Die SprecherIn der Gruppen lesen ihre Bewertungen im großen Plenum vor. An diesem Punkt werden die Jugendlichen selbst zu Akteuren. Sie überraschen sich und andere mit ihrem Mut, ihrer Haltung, klaren Meinungen, eindeutigen Abgrenzungen und moralischen Einordnungen.

Die Nachbereitung im Klassenverband

Die Jugendlichen sind in der Regel innerlich sehr beteiligt und berührt, es drängt sie danach das Thema weiter zu besprechen.
Anhand zur Verfügung gestelltem Material können sich die Lehrkräfte nun mit ihrer Klasse mit dem Erlebten beschäftigen, es einordnen und ihre eigene Haltung und Erfahrung einbringen.

Die nachhaltige Wirkung

Die Begegnungen hinterlassen einen tiefen Eindruck und verändern nachhaltig die Sichtweise der Jugendlichen auf Gewalt und ihre Folgen. Viele Teilnehmende empfinden die Veranstaltung als wertvolles Geschenk, da ihre emotionalen Bedürfnisse und Gedanken ernsthaft und aufrichtig Raum bekommen. Wir hören ihren Erfahrungen zu und reflektieren gemeinsam über wesentliche Fragen: Welche Haltung habe ich zu Gewalt? Wie gehe ich mit mir und meinem Gegenüber um? Was habe ich an Gewalt erlebt oder miterlebt? Worüber kann ich reden? Was kann ich ändern? Wie kann ich helfen?

Der Austausch und die Verbindung mit anderen werden gestärkt und in der Nachbereitung im Klassenverband verankert. Unser Nachbereitungs- material unterstützt Lehrkräfte dabei, Handlungsmöglichkeiten zu erweitern und den Umgang mit Aggression, Grenzüberschreitungen und Gewalt zu lernen.

Das Projekt „Berichte über Gewalt“ und seine Nachbereitung fördern nachhaltige Veränderungen im Klassenverband. Die Kommunikation wird empathischer und zugewandter. Die jungen Menschen lernen, sich selbst, ihre Gefühle und Bedürfnisse ernster zu nehmen und offen über Problematiken zu sprechen.

Rahmenbedingungen

70 bis 130 SchülerInnen pro Veranstaltung.
Pro Vormittag sind zwei Veranstaltungen vorgesehen. Keine Technik erforderlich.